ich habe gestern wohl eines der unglaublichsten Konzerte jemals erlebt. TM Stevens war in der Kulturkirche in Köln-Nippes zu Gast: http://www.kulturkirche-koeln.de
Für die nicht wissenden eine kurze Klärung, wer TM Stevens ist. TM ist schlicht DER Bassist. Er hat vermutlich auf mehr Platten gespielt, als einige hier im Plattenschrank haben und u.a. mit Miles Davis, James Brown, Tina Turner, Pretenders, Joe Cocker, etc. pp ... Solo spielt er in einem Trio eine Mischung aus ... tja, schwer zu sagen. In dem Moment, wo "Heavy-Metal-Funk" über die Lippen kommt, spielt er dann ne Portion Reggae und wird gar poppig. In jedem Fall ist oft genug ein feiner, funkiger und flinker Bass mit im Spiel und -besonders live- geht die Kapelle auf jeden Fall gut nach vorn. Hörbeispiele gibt es auf der Website: http://www.tmstevens.com
Wie soll sowas also in einer Kirche funktionieren? Ich hatte da mal Julian Dawson mit Acoustic Gitarre gesehen, das klang sehr fein, aber so ein Powertrio? Nun ja, ich nahm also auf meinem Bänkchen in der 4. Reihe Platz und war so gar nicht in Groove-Party-Stimmung. Der Ansager (Pfarrer Thomas) wies dann auch noch mal drauf hin, das es laut wird (mein Hearsafe Gehörschutz war schon angelegt) und dann ging es los: Die drei kamen wie immer als Zooloos geschminkt auf die Bühne und TM Stevens begrüßte uns mit den Worten "welcome to the church of funk!". Und es wurden wohl die aufregendsten zwei Stunden, die ich jemals in einer Kirche verbracht habe
.Laut war es, gehallt hat es auch, aber Kompliment an den Mann am Pult, der hat das Beste rausgeholt. Die Band war wohl nachmittags definitiv nicht der Meinung, daß man in einer Kirche rocken könnte und als das Volk dann doch definitiv groovte, schlug sich das flugs auf die Spielfreude auf der Bühne nieder
. TM war sich nicht sicher, was er in einem Gotteshaus sagen darf, zumal er nachmittags wohl direkt mit den Worten "please behave yourself" (der Mann ist zwar sowas von nett, aber rein optisch halt eine imposante Erscheinung) begrüßt wurde, deswegen gab es immer wieder anfragen an "Father Thomas", bzw. die Bitte, er möge doch mal kurz weghören. "Arsch" hat er mehrmals gesagt, natürlich nur in der Form von "Shake your ass!" und auch Kümmerling auf der Bühne trinken (Ritual der Band in Deutschland, incl. Gesang des Werbespot-Liedes) war ok. Running Gags gab es also genug und dazwischen wurde amtlich musiziert. Die Jungs spielten Material der kompletten Schaffensperiode mit Fokus auf die (hervorrragenden) letzten beiden Alben "Shocka Zooloo" und "Africans In The Snow" sowie Zitaten der Musikgeschichte (Hendrix, James Brown, RHCP, etc.), ein wenig Politik (Obama) und letztlich einigen Solospots, die in einem unvergleichlichen Basssolo ihren Höhepunkt fanden. Dieser Mann spricht durch seinen Bass!Fazit: wer mal Bock auf ne groovende Party hat, Slap-Bass und verzerrten Gitarren gegenüber nicht abgeneigt ist und auch ein (grandioses) Schlagzeugsolo zu schätzen weiß, der guckt sich TM Stevens mal live an. Gehörschutz nicht vergessen!
Cheers,
Laufi