Alice Cooper - Psycho Drama Tour UK 2007

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Whistling Catfish
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Alice Cooper - Psycho Drama Tour UK 2007

Beitrag von Whistling Catfish »

Hello, Hooray....let the show begin, I feel ready!

Mahlzeit,

ich bin gestern mit meiner Frau aus dem Vereinigten Königreich zurückgekehrt, wo wir uns zwei Shows meines Jugendhelden Alice Cooper gegönnt haben.

Zunächst mal bleibt festzuhalten, daß Alice Cooper Shows in England vielmehr Spaß machen, als hierzulande. Das liegt nicht zuletzt daran, daß Alice seine Geisterbahn dort in den großen Arenen abhalten kann und nicht wie hier durch halbvolle Provinzhallen tingeln muss. Alice Cooper ist ein Rockstar, wie er im Buche steht und gehört daher meines Erachtens nach auch in diese Arenen hinein. Von daher nehme ich ihm überhaupt nicht übel, daß er Deutschland bei seiner diesjährigen "Psycho Drama Tour 2007" ausgespart hat.

Das erste Konzert sollte in der Arena des NEC (National Exhibition Centre zu Birmingham stattfinden. Ein Venue, was dem einen oder anderen von uns ja auch bekannt sein sollte!

Das Vorprogramm bestritt die Rock'n'Roll Schlampe (dieser zugegeben etwas rüde Begriff soll in diesem Zusammenhang mal positiv besetzt werden) Joan Jett mit ihrer Band "The Blackhearts"! Joan Jett ist sowas wie die Avril Lavigne der 80er und mit ihren knapp 50 Jahren noch ein richtiger "Schuss" (wo wir schon bei diesen sexistischen Begriffen sind.... :wink: ) Gut, sie hat eine Armmuskulatur und ein Kreuz wie ein Kerl, jedoch heizte die Gute dem Auditorium überaus charmant und unterhaltsam ein. (Lustig: ihr Keyboarder sieht aus wie Paul Kuhn und hat auch ungefähr das gleiche Alter..... :lol: ). Joan Jett Songs sind sicherlich kein Paradebeispiel für anspruchsvolle Rockmusik, jedoch machen die leicht punkigen Nummern und vor allem ihre wirklich tolle Rockröhre einfach Spaß! Mir hat es gefallen und für Alice Cooper ein würdiger Opener!

Vor Alice Cooper hatten die Veranstalter jedoch eine weitere, legendäre Rockband gesetzt. Und zwar Lemmy Kilmister's infernalisches Heavy Metal Trio MOTÖRHEAD! Nun, ich mag Motörhead (irgendwie)...besitze sogar einige CD's der Krawallbrüder und war in meinen Teenagerjahren sogar mal auf einem ihrer Konzerte. Doch heute bin ich für diese ursprüngliche und ungeschminkte Rock'n'Roll Erfahrung definitiv zu alt!

Motörhead ist eine Band wie eine Großbaustelle! Nachdem Lemmy (der im übrigen trotz seines Alters und seines Lebenstiles immernoch eine beeindruckende optische Erscheinung ist) seine mittlerweile klassischen Begrüßungsworte: "We are Motorhead! And we play Rock'n'Roll!" ins Mikro gebrüllt hatte, brach ein infernalischer Lärm los, der in den kommenden 60 Minuten nicht mehr abebben sollte! Affenlaut und völlig übersteuert! Darüberhinaus flippten die Anwesenden Hardcore Motörheadfans völlig aus und schubsten und drängelten was das Zeug hielt. Wir wurden teilweise massiv gegen die Absperrung gequetscht und wir waren ehrlich gesagt froh, als es vorbei war. Dennoch, Lemmy, Phil Campell und Mickey Dee sind Rock'n'Roll Originale! Ungeschminkt, laut und ehrlich! Aber live eben auch unangenehm laut und die Hardcorebasis Motorheads ist eben nicht bekannt für geschliffene Umgangsformen in Konzerthallen!

Danach sollte er dann kommen. Der Altmeister des Rocktheaters, der Gottvater des Shockrocks: Mr. ALICE COOPER! Ich habe in den vergangenen 20 Jahren ja einige Alice Cooper Shows gesehen und war eigentlich darauf eingestellt, daß mich der alte Knabe (und mittlerweile bekennende Christenmensch) nicht mehr wirklich überraschen, geschweige denn schockieren könnte. Doch da sollte ich mich gehörig getäuscht haben!

Was Alice (bürgerlich Vincent Damon Furnier) hier über die Bretter laufen ließ, war vom allerfeinsten! Alles was ich vielleicht in den letzten zwei Jahren in seinen Shows vermisst hatte, war hier im Überfluss vorhanden.

Alice Cooper führte durch sein Programm wie ein dunkler Zeremonienmeister! Das altermäßig gut durchmischte (16-60 Jahre) Publikum fraß ihm aus der Hand, ja war ihm quasi völlig erlegen. Und in der nur ihm eigenen, augenzwinkernden Geschmacklosigkeit vollführte er seine Kabinettstückchen: Fuchtelte mit Degen umher, schlachtete Monsterbabies, ließ sich von geheimnisvollen, asiatischen Frauen abführen, wurde in Zwangsjacken gesteckt, tötete sein eigenes Double, tanzte mit der toten "Ethyl" (grandios Coopers Tochter Calico), schlug sie und wurde schließlich bestraft indem er am Galgen baumeln musste. Im übrigen ein visueller Effekt, der selbst einem altgefahrenen Alice Fan wie mir das Blut in den Adern stocken ließ!

Danach dann die "Auferstehung" wie immer im weissen Frack: School's Out! Als Zugaben dann das obligatorische "Poison" und dann das grandiose "Elected"! Eine Persiflage auf die amerikanischen Präsidentschaftswahlen! Alice Cooper for President! A troubled man for troubled times war auf Plakaten zu lesen.....lol! Excellent!

So gut war er ewig nicht mehr! Seine einzigartige Stimme liess einem wohlige Schauer über den Rücken laufen und seine jüngst umgestaltete Band um Schlagzeugposerlegende Eric Singer und Ami Poser Keri Kelli an der Gitarre lieferte ein solides, kraftvolles und vor allem optisch ansprechendes Fundament für seine Geisterbahn!

Immer wieder warf er irgendwelche Devotionalien wie Stöcke, Peitschen oder Perlenketten von der Bühne, die von den Anwesenden Kids wie rohes Fleisch in einem Löwenkäfig aufgenommen wurde! We're not worthy! :wink:

Nach 90 Minuten war dann allerdings schon alles vorbei. Die kurze Spielzeit und die doch viel zu laute PA sind dann auch schon die beiden einzigen Kritikpunkte die ich an seiner Show anbringen könnte!

Am nächsten Tag sollte das Gleiche dann in der Arena in Nottingham stattfinden! Doch auch hier sollte es anders kommen, denn Motörhead konnten an diesem Abend nicht auftreten, weil wohl der Sohn des Schlagzeugers schwer erkrankt war und er somit dringend nach Hause musste! Ich wünsche der Familie Dee natürlich alles Gute, war allerdings sehr froh, nicht nochmal eine Stunde Baustellenlärm zu ertragen. (Nette Geste des Veranstalters: Man konnte, wenn man denn wollte die Tickets zurückgeben, bei voller Erstattung des Kaufpreises - was wir natürlich nicht taten).

Auch ohne Motörhead war die Arena mit gut 6.000 (geschätzt) Leuten zu 3/4 voll! Und der Hit war, das Alice seine "Psycho Drama Revue" nunmehr auf gut 2 Stunden ausweitete. Durch das Fehlen der Hardcore Motörheadbangers war auch das Publikum viel gesitteter und somit gab es für meine Frau und mich am Sonntag eines der besten Alice Cooper Konzerte, die wir je gesehen haben. Der Meister selber legte in Sachen leidenschaftlicher und theatralischer Performance im Vergleich zum Voraben noch eine Schippe drauf und dadurch das keine rüden Rüpel im Publikum rumrempelten war der Abend schlicht eine Granate! Alice Cooper - mit der Performance hat er sich in meinem persönlichen Pantheon der Rockhelden wieder an seinen ihm jahrelang angestammten zweiten Platz zurückgespielt! In der Form, in der der gute im Moment ist, kann er diesen Geisterbahnzirkus noch viele, viele Jahre durchziehen! Respekt, Hochachtung! I'm not worthy..... :wink:

Welcome To My Nightmare,
J.

PS: "Hübsche" Bilder, wenn auch aus Sheffield, gibt es hier:
http://www.whoppers-website.com/Alice-C ... a-6-11-07-
I wish I was a Catfish, swimmin' in the deep blue sea....
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