Van der Graaf hatten geläutet ...

Laß Dich über alles mögliche aus ...

Moderator: King Heath

King Heath
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Van der Graaf hatten geläutet ...

Beitrag von King Heath »

... und es war jut jewesen, wie der Berliner sacht.

Um es vorweg zu nehmen: wer auf verkopften Rock durchsetzt mit ebensolchen Improvisationen und einer unglaublichen inneren Spannung steht, der sollte sich heute Abend auf den Weg nach Westen machen.

Das war nun mein viertes Konzert (Reunion Gig in der Festival Hall – angeb, aufschneid, entsprechendes Schmeilie -, De Montfort Hall Leicester und Jazzfest Leverkusen) und auch wenn es derer nur noch drei sind (Herr Jackson hat sich oder wurde absentiert – man hüllt sich in graafschaftliches Schweigen), hauen mich die Herren immer noch schlicht um. Mein größtes Vergnügen ist es, Guy Evans beim bearbeiten seines Schlagzeuges zuzusehen und ich erkläre ihn hiermit ausdrücklich zu einem weiteren meiner absoluten Lieblingsschlagzeuger (nach DM, Keith Moon und BB – genau, der mit dem Pelztick).

Die berühmte Luzie ging zunächst mit zwei etwas älteren Nummern ab, die ich allerdings nicht kannte bzw. erkannte, aber ich kann ja auch nicht alles kennen, ne war. Hammill schrubbelte zu diesen beiden Stücken übrigens auf einer alten Les Paul Kopie von Guild und einer ähnlichen Gitarre herum, deren Hersteller ich aber nicht erkennen konnte (verstärkt wurde das ganze durch zwei in Reihe geschaltete Peavy Combos – für unsere Experten). Und wo wir schon einmal beim Sound sind: hervorragend! Bekanntlich hat der Erfinder des Schlagzeugs niemandem verraten, wo sich der Lautstärkeregler desselben befindet, und nachdem er ihn auf 11 hatte stehen lassen und sich in die Mittagspause abgemeldet hatte, ward er nicht mehr gesehen. Dies hat nun zur Folge, dass sich andere an diesen Lärm anzupassen haben. Manchmal ist aber selbst 11 nicht ausreichend und das Schlagzeug muss verstärkt werden. Hat man auch hier gemacht, aber dezent. Hatte alles einen exzellenten Raumklang und dennoch nicht die Lautstärke einer Concorde beim Start, so dass auch auf die Errichtung einer Plexiglaswand (mit oder ohne Enten) verzichtet wurde. Ein Forte von VdGG ist das Ensemblespiel, und das spiegelt sich auch immer in einem ungewöhnlich ausgewogenen Sound wieder. So mancher Sänger mit Schrabbelgitarre macht letztere zu laut. Nicht so Herr Hämmill.

Mein zweitgrößtes Vergnügen ist es, Hugh Banton beim orgeln zuzukucken und ich erkläre ihn hiermit ausdrücklich zu einem weiteren meiner absoluten Lieblingsorganisten (nach John E., Jon Lord, J.S. Bach und natürlich dem Jimi-Hendrix-an-der-Orgel-seiner-Zeit Dietrich Buxtehude). Und obwohl “nur“ elektronische Ausrüstung zum Einsatz kam, war diese doch prima eingestellt und meines Erachtens auch schon ziemlich betagt, so dass niemand mit künstlichen Fieptönen aus Plastiksynthies malträtiert wurde.

Es folgten meine zwei Lieblingsnummern von Present, nämlich Every Bloody Emperor und Nutter Alert. Banton ersetzte David Jacksons Saxophon (derseiteseh) durch sein Orgelspiel und obwohl dies kein vollwertiger Ersatz sein kann, reichte es mir in dieser Form aus (nun bin ich auch nicht sooo ein großer Fan von Holzblasinstrumenten aus Metall. Na ja, Flöten finde ich eigentlich doch ganz schön. Flöten die auf der Wiese… aber lassen wir das).

Nach dem herrlichen Nutter Alert gingen die drei eine neue Komposition mit dem Arbeitstitel Specs an. Es wird sich wohl um diejenigen Specs handeln, die man immer verlegt und aufgrund deren die Apatschen so manchen Wanderer in Vierauge umtauften. VdGG demonstrierten hier nebenbei, wie entspannt sie sind: kaum war das Stück angezählt und eingeleitet worden, rutschte Hammills Gitarrengurt vom Knopf. Sofort ließ er alles anhalten, erklärte kurz, dass er das Stück ohne Gurt unmögliche spielen könnte (“I think not!“) und alles ging wieder auf Start. Das Stück hat mir sehr gut gefallen und es war mir auch herzlich egal, dass Hammill den Text ablesen musste.

Mit Meurglys III, the Songwriter's Guild ging es dann VdGG-klassisch weiter. Das Stück ist ein Knaller. Ab hier war das Motto des Abends offensichtlich “give the people what they want“, denn es folgten The Sleepwalkers und Man-erg. Bei letzterem schlichen sich im Zusammenspiel ein paar Ungenauigkeiten ein. Ich nehme an, dass dies mit dem fortgeschrittenen Abend zu tun hatte. Möglich ist aber auch, dass die Herren das Stück nicht mehr ganz so ernst nehmen und sich deshalb schon mal verhauen. Wer weiß es. Und noch wichtiger: wer will es wirklich wissen? Ich eigentlich nicht. Im Übrigen ist dies das Stück, das gerne mit Killer verwechselt wird, wohl wegen der Anfangszeile "The killer lives inside me". Ist aber nicht Killer, ist Man-erg. Hab' damit schon Wetten gewonnen. Killer wurde nicht gespielt, wohl weil es hier zu schwierig geworen wäre, David Jacksons Saxophone (derseiteseh) zu ersetzen.

Kurzum, es war ein gelungener Abend und ich würde nach Essen fahren, müsste ich nicht arbeiten und wäre nicht pleite. Aber da ich vorhabe nach Burg Herzberg zu gehen, werde ich schon in drei Monaten wieder in den Hochgenuss von Van der Graaf Generator kommen.

Kraaf Heath
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Carsten
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Beitrag von Carsten »

Ganz fein beobachtet und ganz fein in Worte geschmiedet, Automatix!
Doch ich bleibe dabei:
das ist Pennäler-Mucke ohne Groove, ohne Sex, ohne Sinn, ohne Verstand. Musik ad absurdum, sozesahn.

Erklärung: Das ist natürlich total subjektiv, ich hätte "Meiner Meinung nach" voranstellen müssen und Musik ist ja sowieso Geschmaxssache.

Long live POP!

Dein oller
Bärchmann
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Laufi
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Beitrag von Laufi »

Lieber König,

ich verneige mich vor Dich für diesen Bericht!

VDGG sind eine Band, die ich irgendwann gegen Ende meiner Jugend -also Ende der 80er- entdeckt habe und entsprechend nie live sehen konnte. Umso aufregender war für mich die Reunion-Tour, der ich in Amsterdam und Leverkusen beiwohnte. Da hätten wir uns also schon mal über den Weg laufen können (und bei mir noch ein Bier nehmen können, ich wohne mit der Bahn 10 Min. von der Halle entfernt). Daß Du in der Festival-Hall warst ist wirklich eine Schweinerei - die CD hab ich mir gestern gekauft, wird heute den ganzen Tag laufen, vielleicht höre ich Dich ja ;-)

Sehr schöner Bericht und sehr schön, daß es anscheinend wirklich ein neues Album geben wird. Das "Present" Album gefällt mir ausgesprochen gut. Einzig schade, daß David Jackson nicht mehr dabei ist, den fand ich live echt den Klopper.

Nach Essen gestern habe ich es nicht geschafft, aber auch ich habe zumindest Burg Herzberg auf dem Zettel, vielleicht sieht man sich ja da.

cheers,

Laufi
"Du hast wohl nen nassen Helm auf!"

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Thomas G

Beitrag von Thomas G »

Falls jemand Van Der Graaf Generator noch nicht kennen sollte - das ist die Band mit dem monumental-düster-erdig-brodelndsten Sound, den man sich vorstellen kann (aber man kann sich den nicht vorstellen, wenn man ihn noch nocht gehört hat), und das, obwohl sie nie (ist doch richtig?) einen Bassisten hatte. Eigenständiger und waghalsiger, dabei stilistisch konstanter und von größerem Wiedererkennungswert kann ein Konzept von Musik mit den Stilmitteln des Rock kaum sein.

Der Wermutstropfen ist dieser Wahnsinn, dass man so abstrus lange brauchte, um sich endlich mal wieder zusammenzufinden, zumal es ja wohl nie größere Auseinandersetzungen und immer wieder partielle Kollaborationen gegeben hatte. Es gibt für mich keine zweite Band, die ausnahmslos Alben solcher Dichte eingespielt hat, bei denen man von der ersten bis zur letzten Rille (man verzeihe den Atavismus) mit Fug und Recht in grenzenloser Hochachtung verharren kann. Einige Soloalben von Hammill sind auch beachtlich, aber mich haben (zu) viele auch gelangweilt, so dass ich irgendwann aufgehört habe, Hammill-Platten zu kaufen. (Wahrscheinlich ein Fehler; wenn ich lange genug lebe, werde ich den vielleicht mal korrigieren.) Present habe ich mir natürlich zugelegt und finde sie (auch auf CD 1) nicht so dicht wie die Klassiker, aber keineswegs enttäuschend - das ist ein durchaus hinreichend sensationelles Comeback. Mein Favorit ist das Instrumentalstück Boleas Panic aus der Feder von Herrn Jackson. Ich sollte mal recherchieren, ob es von ihm Soloalben gibt. (Zur Information für womögliche Novizen: David Jackson ist der Saxophonist neben Roland Kirk - der eine Rieseninspiration für Ian Anderson war: voice-over-flute-style -, der mit verblüffend sinnvollem Resultat zwei Saxophone gleichzeitig spielen kann.)

Jethro Tull - Emerson, Lake & Palmer - Van Der Graaf Generator - das sind für mich die drei Hauptgestirne des Progressive Rock, umkreist von ein paar weiteren beachtlichen Trabanten wie Gentle Giant, Pink Floyd oder Marillion, die den Grund darstellen, warum ich die Rockmusik für einen Glücksfall der Musikgeschichte halte. Die besten Alben dieser drei Bands machten jahrelang etwa neunzig Prozent meines Musikkonsums aus, ohne sie wäre ich nur sporadischer Gelegenheitsrocker und wohl ein eifrigerer Hörer der Alten Musik geworden, aber kein wirklicher Musikenthuisiast. Hier fokussiert sich die musikalische Kreativität des Zwanzigsten Jahrhunderts, sicher nicht in den Amtsstuben von (buchstäblichen oder nichtakademischen) Musikprofessoren wie Karlheinz Stockhausen, Pierre Boulèz oder Arnold Schönberg, die mit kompositorischen Kopfgeburten an die Klassik anknüpfen wollten, und für mich auch nicht im Jazz.

Ich bitte um Entschuldigung für den feierlichen Ernst, doch mir war danach. (Hat aber nichts mit dem Karfreitag zu tun.)
Wotan
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VDGG

Beitrag von Wotan »

hallo Thomas,
ich sehe das ähnlich.
Die Reihenfolge ist beliebig. Z.B.: Gentle Giant war allererste Sahne. Vor allem Live. Hätte auch dir Live gefallen, da ziemlich "leise" vorgetragen. Aber trotzdem mit einer unheimlichen Dynamik.
Auch im Jazz hat es in den 70zigern und auch 80zigern "Meilensteine" gegeben. Das sehe ich etwas anders. Namen wie Joe Zawinul, Klaus Doldinger mit Passport usw., haben den Jazz "hörbar" gemacht. Andere wie Mangelsdorf, Eberhard Weber, Volker Kriegel haben experimentiert. Das war nicht jedermanns Ding..
Alles in allem eine sehr kreative "neue" Zeit.. Hätte es JT, GG, VDGG, PF u.a. andere nicht gegeben, wäre auch für mich Feierabend gewesen, was die Rockmusik angeht... Bei allem Respekt vor Gruppen wie Lynard Skinard, oder SQ u.a. andere, ich konnte es einfach nicht mehr hören. Ewig die gleichen Riffs, der gleiche Aufbau und im Grunde die gleiche ewig sich wiederholenden Harmonien..Dazu die ewig gleichen Shows, mit Ausfallschritt usw.......

Schöne Ostern
Wotan
King Heath
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Beitrag von King Heath »

Carsten hat geschrieben: das ist Pennäler-Mucke ohne Groove, ohne Sex, ohne Sinn, ohne Verstand. Musik ad absurdum, sozesahn.
Da halte Er doch Seinen Rand bzw. gebliebenen Haarkranz. Pupertierender Humor wurde mir zuteil, als ich Herrn Dr. h.c. A. um die Singnierung meines Textbuches bat und mir diese unter der Voraussetzung angeboten wurde, dass es ohne „the exchange of bodily fluids“ abgehen würde. Hah! Und da spricht Er von Pupsen.
Hat Er denn außer der Rockpalast Aufnahme irgend etwas vom Herrn Graafen jemals gehört? Hatternämlichnich! Buuuuh!)
(und ja, ich weiß, dass es signieren heißt.)
Laufi hat geschrieben:... die CD hab ich mir gestern gekauft, wird heute den ganzen Tag laufen, vielleicht höre ich Dich ja
und mir hammse beim Konzert noch erzählt, die CD gäbe es noch nich (obwohl sie schon am 12. März erscheinen sollte. Wie isse denn?)
Laufi hat geschrieben: ..., aber auch ich habe zumindest Burg Herzberg auf dem Zettel, vielleicht sieht man sich ja da.
Abeer!

Der Apfelwein ist dort übrigens hervorragend und macht herrlich blau!
Thomas G hat geschrieben:Einige Soloalben von Hammill sind auch beachtlich, aber mich haben (zu) viele auch gelangweilt, so dass ich irgendwann aufgehört habe, Hammill-Platten zu kaufen. (Wahrscheinlich ein Fehler; wenn ich lange genug lebe, werde ich den vielleicht mal korrigieren.)
Leichtverständlich und geht mir genauso. Die letzte Solo CD (Titel habe ich vergessen) habe ich bei einem irischen Hammill Fanadigger am Steuer (seines VW) beim Fahren durch den Odenwald im letzten Herbst gehört. War ein echter Knaller – und dennoch: mit meiner Hammill Erfahrung habe ich zunächst die Finger davon gelassen.
Thomas G hat geschrieben:Present habe ich mir natürlich zugelegt und finde sie (auch auf CD 1) nicht so dicht wie die Klassiker, aber keineswegs enttäuschend - das ist ein durchaus hinreichend sensationelles Comeback.
Fiele Ihm ein hinreichendes Äquivalent aus dem Hause A. ein?
Thomas G hat geschrieben:Musikprofessoren wie Karlheinz Stockhausen, ...
Der Mann ist in meinen Ohren ein ausgemachter Langeweiler und Großtuer.
Thomas G hat geschrieben: Ich bitte um Entschuldigung für den feierlichen Ernst, doch mir war danach. (Hat aber nichts mit dem Karfreitag zu tun.)
Wenn’s denn hilft, immer gern genommen.

KH
Thomas G

Beitrag von Thomas G »

Zum Jazz: Ich finde einfach keinen rechten Zugang zu Musik, die überwiegend aus Improvisation besteht. Sachen von Gong oder Al Di Meola, die unter den Etiketten Fusion / Jazzrock firmieren, gefallen mir zum Teil, aber da halte ich die Firmierung auch für fragwürdig, weil das weitgehend bis ins Detail Durchkonstruierte das Improvisierte deutlich überweigt. Wegen der vielen Noten pro Zeit hätte ich das vielleicht Speedrock getauft, wenn es das auch nicht vollständig trifft, ein weiteres Merkmal ist wohl eine bisweilen ins Dissonante reichende "Schrägheit" (was manchmal beim ersten Anhören an Improvisationen erinnern mag). Tull-Beispiel wäre Out Of The Noise: Schräg, schnell, einige Flötenpassagen sind (sehr schön) improvisiert, aber die meisten Strukturen wiederholen sich (fast) eins zu eins.
King Heath hat geschrieben:
Thomas G hat geschrieben:Present habe ich mir natürlich zugelegt und finde sie (auch auf CD 1) nicht so dicht wie die Klassiker, aber keineswegs enttäuschend - das ist ein durchaus hinreichend sensationelles Comeback.
Fiele Ihm ein hinreichendes Äquivalent aus dem Hause A. ein?
Das Sensationelle an dem gelungenen VdGG-Comeback speist sich für mich vor allem daraus, dass die Pause zwischen den letzten beiden Alben fast dreißig Jahre lang dauerte. Insofern gibt es glücklicherweise kein Äquivalent. (-:
King Heath hat geschrieben:
Thomas G hat geschrieben:Musikprofessoren wie Karlheinz Stockhausen, ...
Der Mann ist in meinen Ohren ein ausgemachter Langeweiler und Großtuer.
Und dann fiel er noch damit auf, den Anschlag auf das WTC für ein großes, löbliches Kunstwerk zu halten, das erscheint meinen Hirnwindungen auch komplett bescheuert.
Laufi
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Beitrag von Laufi »

Moin:

also die "Real Time" CD finde ich schon klasse. Ist das komplette Reunion Konzert aus der Festival Hall, also sozusagen ein historisches Dokument. Was mich an dieser Tour fasziniert hat, war nicht nur die Tatsache, daß da eine Band auf der Bühne stand, die ich als Spätgeborener nie live sehen konnte, sondern vor allem, daß es auch ein neues Album gab und diese Re-Union somit ganz anders war, als die meisten anderen (siehe Police dieses Jahr). Ich finde "Present" ein ganz außerordentliches Album, obwohl ich mit der Improvisations-CD nicht ganz so viel anfangen kann (das ist mir tatsächlich ein bischen zu viel Gedudel). Die Platte macht einfach da weiter, wo die Band 30 Jahre vorher aufgehört hatte, der Sound der Band hat sich nicht wirklich verändert. Sowas mögen viele als Stillstand deuten, da VDGG aber nun wirklich einen eigenen Sound hatten und haben, sehe ich das eher positiv. Die Reunion Tour (und diese Live-CD) belegen das eindrucksvoll. "Nutter Alert" und "Every Bloody Emperor" stehen den Klassikern in nichts nach und mittlerweile muß ich tatsächlich überlegen, welches denn nochmal die neuen Tracks waren ;-)

So wie ich das sehe, ist das Konzert komplett und auch nicht beschönigt (außer daß es abgemischt wurde), das muß ich aber nochmal mit der Bootleg-Aufnahme vergleichen. Es gab auch mal die Info, daß der Rockpalast Gig auf DVD veröffentlicht werden könnte - hätte ich auch nichts gegen.

Ist natürlich akzeptiert, wenn man VDGG nicht mag. Für mich sind die allerdings eine Kernband des Progressiv-, bzw. Art-Rock. Die Stücke sind durchaus durchkomponiert, allerdings mit einigem Freiraum für Improvisationen. Hammills Stimme ist sehr markant, ob man sie mag oder nicht - es gibt einfach keine vergleichbare. Jacksons Saxophon-Spiel ist ebenso außergewöhnlich, besonders wenn er zwei gleichzeitig spielt. In den 70er Jahren war die Band gar eine zeitlang Richtungsweiser für die aufkommenden Punkbands. Man höre sich das Livealbum "Vital" aus der Zeit an, da wird filligran Krach gemacht!

Richtig, Hammills Solowerk ist einfach unüberschaubar. Ich habe einige sehr feine Platten, allerdings nicht viel im Vergleich zum Gesamtwerk. Dann und wann komme ich auf die Idee, da mal aufzustocken, resigniere allerdings regelmäßig ob der Masse, die existiert. Bräuchte man einen Guide, der einem die Perlen empfielt ;-)

Wer gar nicht weiß, wovon wir hier sprechen, aber mal reinhören möchte, dem empfehle ich die beiden VDGG Compilations "First generation" und "Second Generation", die sind meist ziemlich günstig zu bekommen (nen Fünfer oder so) und bilden einen ganz guten Überblick über die Klassiker. Wer dann mehr möchte, der beachte, daß es mittlerweile alle Alben remastered mit Bonus Tracks gibt, was sich soundtechnisch auf jeden Fall lohnt. Wer dann alles haben muß und auch obskurem Material nicht abgeneigt ist, der halte nach der liebevoll gemachten "The Box" Ausschau, die neben vier CDs auch ein amtliches Booklet über die Bandgeschichte enthält.

Und wer das dann live sehen will, der kommt zum Burg Herzberg Festival. So viele Hippies auf einem haufen sieht man sonst nie. Und soviel Gras riecht man sonst auch nie ;-)

cheers,

Laufi
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Beitrag von under wraps »

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Beitrag von Carsten »

King Heath hat geschrieben:
Da halte Er doch Seinen Rand bzw. gebliebenen Haarkranz. Pupertierender Humor wurde mir zuteil, als ich Herrn Dr. h.c. A. um die Singnierung meines Textbuches bat und mir diese unter der Voraussetzung angeboten wurde, dass es ohne „the exchange of bodily fluids“ abgehen würde. Hah! Und da spricht Er von Pupsen.
Hat Er denn außer der Rockpalast Aufnahme irgend etwas vom Herrn Graafen jemals gehört? Hatternämlichnich! Buuuuh!)

KH
Nanu, weshalb soll ich denn den Haarkranz (dieser "Kalauer" erschließt sich mir nicht ganz, pubertierender Humor für den ich zu alt bin?) halten? Ist das hier nicht dazu da, den Rand mal richtig loszulassen? Lass mich doch den angry young man mal wieder rauslassen, wenn er schon in meinen Pantoffeln wütet! Wär' doch etwas langweilig, wenn hier jeder seinen Rand halten würde. Oder duldet ein König keinen Widerspruch? Daran hatte ich als Verehrer meines Königs der Aufklärung, Fritze Zwo, natürlich nicht gedacht.

Und ja: Er hat außer der Rockpalast Aufnahme etwas anderes vom Graafen gehört. Einiges. Auch letztes "Reunion"-Machwerk.
Ja, auch ich habe pubertierend gepoltert, ohne argumentative Kette, Herr Oberstudienkönig. Ich möchte Euch den Spaß ja auch nicht zu sehr verderben, genießt mal schön!

Mit adligem Gruß
Foto Graaf
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Thomas G

Beitrag von Thomas G »

Laufi hat geschrieben:Hammills Stimme ist sehr markant, ob man sie mag oder nicht - es gibt einfach keine vergleichbare.
Ich hatte am Anfang arge Probleme mit der Stimme und dem sehr eigenwilligen, extrovertierten Gesangsstil, aber die Musik fand ich so interessant, dass ich "durchhielt" und mich nicht nur daran gewöhnte, sondern mir insbesondere in den durchdringend-sägend-aggressiven Passagen klar wurde, dass diese Stimme in die Rockmusik gehört.
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Beitrag von King Heath »

Thomas G hat geschrieben:..., und das, obwohl sie nie (ist doch richtig?) einen Bassisten hatte.
Nicht ganz. Es gab schon Zeiten bzw. Stücke, die mit dem Bass begleitet wurden – ich erinnere mich jedenfalls deutlich an Bilder von Konzerten mit Bassist (der hatte lange Haare und die hingen ihm ins Gesicht, da weiß man ja nie ob das ein Junge oder ein Mädchen ist und überhaupt wie die rumlaufen), aber in der Regel macht der Orgler die tiefen Töne.

KH
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Beitrag von King Heath »

Und hier noch eine hübsche Kritik aus Engeland:

http://entertainment.timesonline.co.uk/ ... 636836.ece
Thomas G

Beitrag von Thomas G »

Warum zur Hölle hat sich Jackson denn schon wieder verklemmt? Das ist hoffentlich nur für die derzeitige Tour und nicht auch für künftige Studiosessions?
King Heath
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Beitrag von King Heath »

Thomas G hat geschrieben:Warum zur Hölle hat sich Jackson denn schon wieder verklemmt? Das ist hoffentlich nur für die derzeitige Tour und nicht auch für künftige Studiosessions?
Es sieht sehr nach Dauerzustand aus. Kürzlich wurde Hammill in einem Interview mit der Altherrengazette Eclipsed nach dem Verbleib von Jackson befragt und antwortete sehr ausweichend mit den Worten, er "dürfe immer noch nicht darüber reden". Auch hier nehme ich die Gelegenheit wahr, mich selbst zu zitieren:
King Heath hat geschrieben:Herr Jackson hat sich oder wurde absentiert – man hüllt sich in graafschaftliches Schweigen...
KH
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