Ihr glaubt nicht, was mir passiert ist....

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Ulla
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Ihr glaubt nicht, was mir passiert ist....

Beitrag von Ulla »

Im Fairport-Bereich habe ich ja gerade ein bisschen was zum Konzert am letzten Sonntag erzählt, aber einiges von dem Drumrum muss ich einfach auch noch loswerden.

Deshalb dieser neue Thread, in dem jeder unglaubliche Begebenheiten loswerden kann.

Samstag flieg ich also nach England, da der Flug Verspätung hat, verpasse ich meinen Bus und muss 2 Stunden warten.
Am Flughafen will ich mir am Automaten Geld ziehen, aber der spuckt meine Karte umgehend aus. Wie die drei anderen Automaten auch, die ich dann ausprobiere.

Endlich kommt der Bus und es ist der Stinker. Ich hab schon 2 oder 3 mal das Pech gehabt, mit diesem Bus fahren zu müssen, denn er stinkt wie ein seit 12 Jahren nicht mehr gereinigtes Urinal.
Pünktlich landen wir um 17 Uhr in Milton Keynes, wo der Coachway, die Busstation, die normalerweise an der Autobahnabfahrt liegt, immer noch nicht fertig renoviert ist. Also ist der Temporary Coachway in Betrieb, der ein paar Kilometer weiter, aber gut beschildert ist. Von der Autobahn aus.
Ein gewisser Mr. B. soll mich abholen, ist aber noch nicht da, also erstmal ein Zigarettchen gegen den immer noch in der Nase quälenden Gestank.
Um 17:10 Uhr geht mein Handy und Mr. B. fagt: "Wo bist du?" Ich: "Ich stehe auf dem Parklplatz." C.B. :"Ich auch." Ich: "Ich kann dein Auto aber nicht sehen." C.B.: "Das ist unmöglich, denn es ist das einzige Auto auf dem Parkplatz." Ich: "Nee, hier stehen dutzende Autos."

Mr. B. steht also an der Coach Station und ich am Coachway. Es dauert fast 1 Stunde, bis er den Platz findet, auf dem ich zu Eis erstarrt warte.

Sonntag also Cambridge. Wir fahren früh los und sind erstaunt, wieviel Trubel in der Stadt ist. Verleihung irgendwelcher universitärer Dinge. Hinter der Halle kann man nicht parken, aber welch Glück: Im Parkhaus direkt gegenüber sind Plätze frei. Schnell rein. Beim Rausgehen sehe ich zufällig, dass das Parkhaus sonntags um 18:00 dicht macht. Also wieder schnell raus.
Wir finden dann einen Parkplatz 1 Meile vom Gig entfernt. Aber ich wollte ja sowieso eine kleine Sightseeing Tour machen. Auf halbem Weg beginnt es zu regnen und der Schirm ist im Auto. Da wird er nicht nass.

Auf der Heimfahrt sind wir am vorletzten Roundabout vor Mr. B.s Dörfli, als er plötzlich in Richtung M1 South abbiegt. Senior Moment nennt das der Engländer. Ich brülle nur : "NOOOOOOO", aber zu spät, wir sind auf der Autobahn, junction 15 heading south.
Der absolut längste Teilabschnitt der gesamten Autobahn ohne eine einzige Ausfahrt befindet sich wohl wo?
Genau! Zwischen den junctions 15 und 14.

Montag. Die Sonne scheint und wir wollen wandern gehen. In den Dunstable Downs, was ein paar Kilometer Anreise bedeutet.
Wir kommen an, laufen los, der Himmel ist inzwischen bewölkt. Nach ca. 20 Minuten kommen erste Schneeflocken vom Himmel. Nach ca. 23 Minuten stehen wir in einem Schneesturm.
Aber Mr. B. stapft tapfer weiter. Wir sehen aus wie Schneemännner und ich schlage vor, diese Wanderung auf eine andere Jahreszeit zu verschieben. Mr. B. rät mir, mich nicht so mädchenhaft anzustellen und wandert munter weiter. Erst als man vor Schnee den Weg nicht mehr sieht (der eh nur ein Pfad ist über eine Bergwiese), ist er bereit umzukehren.
Wir kommen im schönsten Sonnenschein wieder zu Hause an.

Dienstag, Rückreise: Mein Bus soll um 18:00 am Flughafen sein, mein Flug ist um 20:40 und mein Plan: Zeit genug für Fish & Chips.
Der Bus kommt mit 30 Minuten Verspätung nach Milton Keynes, aber macht nix. Es ist nicht der Stinker. Gut. Wir fahren auf die M1 heading south: Stau. Aber richtig. 40 Minuten lang bewegt sich gar nichts.
Jetzt haben wir schon über eine Stunde Verspätung und ich fürchte um mein Fish & Chips.
Hinter Luton in der Pampa: Stau.
Der Busfahrer sagt durch, dass die 6 Leute, die zum Flughafen wollen, ab Stevenage mit dem Taxi gefahren werden, damit sie ihre Flüge nicht verpassen. Ich denke: "Ach wie nett von National Express", und erwarte natürlich, dass die Taxis in Stevenage warten werden, wenn wir ankommen. Dem ist nicht so. Erst nach mehr als 30 Minten lässt sich ein Taxivan blicken, der vom langsamsten Fahrer aller Zeiten bewegt wird.
Ich mach die Sache kurz: Ich habe den Flug in allerletzter Sekunde noch erwischt. Mit knurrendem Magen.

Wir landen auf dem Flughafen Hahn/ tiefster Hunsrück, wo mein Auto auf dem Prkplatz steht, seit ein paar Tagen.
Anscheinend hat es in der Zwischenzeit Schnee gegeben und man hat hinter mir mit dem Räumfahrzeug eine feine Wand errichtet. Da komm ich nicht raus.
Zwei nette junge Herren bieten an, dass sie mich rausschieben, geht aber nicht. Also kommt einer auf die gute Idee: "Versuch es doch mal vorwärts." Sie schieben mich vorwärts.
Was man im tiefen Schnee nicht sehen kann, ist die noch viel tiefere Rinne, in die sie mein Auto schieben.
Ende. Nichts geht mehr.
Auf den ADAC hab ich dann etwas warten müssen, der nette Mann hat mein Auto innerhalb von 2 Minuten aus dem Graben raus und das ganze für nur 76 €. Ist ja fast geschenkt.

Und solche geballten Geschichten passieren mir mit schöner Regelmäßigkeit. Ist das nur mein "Glück", oder kennen andere das auch?
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Dragonfly
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The Gods must be...

Beitrag von Dragonfly »

Ein toller Thread, ich hoffe, hier wird viel geschrieben !! Klar passiert das anderen auch, uns zum Beispiel. Hier also mein Beitrag: eine Groteske in diversen Akten.
Diese Geschichte erzählt vom Kauf unseres Autos. Es war nämlich so: Seit ich als Kind in den 70er Jahren mit großem Interesse die Fernsehserie „Daktari“ verfolgt hatte, war klar, welches Auto es irgendwann sein musste. Alle Kinder wollten den Affen, ich wollte den Land Rover. Nach intensiver Suche ist eines Sommers ein bezahlbarer Gebrauchter gefunden und wir kaufen ihn. Da diese Autos rar sind, haben wir den Umkreis in unserer Suche etwas erweitert und müssen nun knappe 150 km fahren, um das Auto abzuholen. Alles verläuft sehr unkompliziert, so daß wir nur einmal zum Anschauen und Probefahren kommen müssen, und eine Woche später noch einmal, um ihn zu holen. Perfekt.
Und nun beginnt die eigentliche Groteske. Um uns auf das Ereignis einzustimmen, schauen wir uns am Abend vorher den Film „Die Götter müssen verrückt sein“ auf Video an (vielleicht hätten wir es besser nicht getan). Um die nun folgende Geschichte in Gänze zu verstehen, ist es unbedingt vonnöten diesen Film zu kennen, nur dann ist das Running-Gag-Glück perfekt. Also versuchen wir es mal:
Alles bestens, Auto beim Händler geholt, eingestiegen, losgefahren. Irgendwas klappert beim Fahren unter dem Fahrersitz, hört sich an wie eine leere Colaflasche (!), die drunterliegt (später stellt sich heraus, daß es ein Unterlegkeil ist, der da klappert). Nach 25 km angehalten, um unser Schätzchen nochmal gebührend zu bewundern und ehrfürchtig drum herum zu gehen. Dabei gesehen: der verliert Öl (ich weiß, alle lachen jetzt). Aber es war dann doch deutlich mehr als die üblich tolerierte Menge. Ich bin schockiert, muß aber gleichzeitig lachen; denke dran, wie Npudi im Film unter dem Auto liegt und schimpft wegen des Ölverlustes.

http://www.youtube.com/watch?v=t127UCrt ... re=related

Es entbehrt nicht einer gewissen Situationskomik. Wir also zurück in die Werkstatt, dort wird stundenlang nach dem Schaden gesucht und auch eine Kleinigkeit behoben, die nur leider nicht der Grund für den Ölverlust war. Das jedoch bemerken wir erst, nachdem die halbe Strecke nach Hause zurückgelegt ist. Auf einem Parkplatz halten wir an und schauen wieder unter das Auto. Öl soweit das Auge reicht. Ich will wieder einsteigen, vergesse dabei aber, daß die Wegfahrsperre noch aktiv ist, so daß das Auto wie verrückt loshupt. Ich kapiere erst mal nicht und schreie nach dem Hammer, um irgendwo im Motorraum draufzuschlagen, damit Ruhe ist (wie im Film gesehen an der Schule). Wir brechen, fast hysterisch, in haltloses Gelächter aus.

http://www.youtube.com/watch?v=hzpZOGV9 ... re=related

Damit nicht genug. Es geht nicht weiter, das Auto muß zurück in die Werkstatt, damit der Fehler gefunden und behoben wird. Mittlerweile ist es spät geworden und die Werkstatt ist nun auch zu weit weg, um gefahrlos aus eigener Kraft zurückzufahren. Also: in der Werkstatt ist abends um neun keiner mehr, demnach müssen wir wohl hier bleiben. Zum Glück stehen wir nicht in einem Fluss, aber es fängt immerhin an zu regnen.
Zu allem Unglück ist auch noch der Akku meines Handys fast leer, so daß wir nur mit letzter Not den Pannendienst rufen können. Nachdem wir eineinhalb Stunden gewartet haben kommt der mit einem Abschleppwagen an. Er kann natürlich auch nichts weiter machen und es bleibt uns nichts übrig, als ihn wieder wegzuschicken, weil er sich weigert das Auto zurück in die 80 km entfernte Werkstatt zu schleppen. Die nächste Werkstatt ist nur 15 km entfernt, da würde er ihn hinbringen. Nützt nur nichts, denn das Auto muß ja zum Händler zurück. Also was bleibt übrig, als ein Zimmer in einem nahegelegenen Gasthof zu nehmen und den nächsten Tag abzuwarten. Genau wie Andrew und Kate es müssen, weil das Auto im Fluss stehen geblieben ist.

http://www.youtube.com/watch?v=I000glRo ... re=related


Ich denke schon: "Mal sehen, ob irgendwo ein Rhino auftaucht und das Feuer austritt.." Es ist alles so absurd, daß wir nur noch lachen und herumalbern. Im Gasthof angekommen, bekommen wir vom Wirt erst mal ein Bier und etwas zum Essen hingestellt, er amüsiert sich über uns "Gestrandete".
In unserem Zimmer angekommen fallen wir uns, als wir uns umziehen wollen wieder brüllend in die Arme, weil mein Gatte zu allem Überfluss heute auch noch eine rote Unterhose anhat ("keine Angst, das Schwein ist weg").
Am nächsten Morgen dann der nächste große Wurf: wir werden morgens um sechs unsanft geweckt, weil eine Feuerwehr mit Signal heranrast und direkt vor unserem Zimmerfenster mit quietschenden Reifen anhält. Aha, das Rhino.
Nachdem die Werkstatt informiert ist, schickt sie einen Abschleppdienst und einen Leihwagen. Und zum guten Schluss müssen wir dann auch noch mit ansehen, wie der Abschleppwagen unser schönes Auto an eine riesige Winde hängt und langsam hochzieht. Der Fahrer des Abschleppwagens muß gedacht haben, wir haben sie nicht alle, weil wir uns wieder vor Lachen kaum auf den Beinen halten können. "Aber nicht am Baum hochziehen", sage ich noch.

http://www.youtube.com/watch?v=YsK3sIz3 ... re=related

Das wären sie also, unsere ganz persönlichen Götter, die verrückt sein müssen.
Und die Geschichte ist nicht erfunden, sondern wirklich genau so passiert. Der Fehler war am nächsten Tag schnell gefunden und behoben, war nur eine Kleinigkeit, die uns aber dieses Abenteuer eingebracht hat. Sowas schweißt zusammen. Den Land Rover haben wir immer noch und seit diesem ersten abenteuerlichen Tag ist er uns ein treuer Gefährte; man fühlt sich darin wie ein britischer Bauer und er läuft durch jedes Gelände wie ein Kaltblutpferd, weswegen wir ihn zärtlich „Shire Horse“ getauft haben.
You'll find me everywhere - I'm a Rover
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Nightcap
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Beitrag von Nightcap »

Ich erinnere mich auch an eine Geschichte mit einem Auto, das allerdings ein paar Nummern kleiner war. Genauer gesagt unser damaliger Ford Fiesta, mit dem wir an unserem ersten Urlaubstag unterwegs waren. Die Reise sollte nach Irland gehen, per Direktfähre Cherbourg-Rosslare, mit Zwischenstopp in der Normandie bei einem „chambre d`hôte“, wo wir schon ein paar Mal waren und neben der Übernachtung telefonisch auch ein Abendessen geordert hatten.

Auf dem Weg dorthin fahren wir bei unserer französischen Lieblingskathedrale in Laon vorbei und wollen dort ein zweites Frühstück zu uns nehmen. Also, Auto unten geparkt, den Hügel hoch zum Platz vor der Kathedrale. Erste Enttäuschung: Das Café gibt`s nicht mehr! Ein anderes hat zu wegen Urlaub. OK, schließlich ist Nebensaison. Also kurz in die Kathedrale, dann noch (meine Frau) aufs WC, was in Frankreich immer ein Erlebnis ist…
Das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Ich stehe draußen und höre die altbekannten Worte: „Kein Papier!“ Ich rufe zurück: „Gib mir 5 Minuten“ und hechte runter zum Auto, Taschentücher holen. An die Beifahrertür komme ich nicht ran, da steht jetzt ein französischer Kleinbus. Also über die Fahrertür, rüber gelangt zum Handschuhfach und beim Rausnehmen des dringend benötigten Päckchens komme ich an den schon immer etwas lockeren Innenspiegel und haue selbigen von der Scheibe. Kurzer Fluch (noch auf Deutsch) und wieder hoch zur Kathedrale, gefühlte 200 Höhenmeter. Päckchen übergeben, fertig.

Dann (ohne Kaffee) wieder runter ins Basislager, Spiegel ankleben (Sekundenkleber haben wir im Handschuhfach). Es kommt, wie es kommen muss. Ich sage zu meiner Frau: „Diesmal aber richtig, sonst fällt er in 3 Tagen wieder ab“, drücke feste gegen Spiegel und Scheibe, bis ich ein lautes Knacken höre! Danach hat die Scheibe 2 wunderschöne, 15 cm lange Risse. Na prima!

Die Garagisten in Laon machen alle Siesta, also fahren wir weiter Richtung Normandie, immer den Blick auf die leicht vorankriechenden Risse geheftet. Die Werkstattdichte an der Côte d`albâtre lässt spürbar nach und wir fragen uns am Nachmittag vor Ort durch zu irgendeiner kleinen Peugeot-Garage, wo wir den Monsieur kurz befragen. Er schaut sich das Desaster an und winkt ab. Sinngemäß versichert er uns, die Risse würden zwar noch größer, aber die Scheibe würde „vermutlich“ nicht in sich zusammenfallen. Sehr beruhigend, vor allem, wenn man die irischen Straßen kennt. Als er wieder in seine Werkstatt zurückgeht, sehen wir noch an der Tür ein Schild, das den Kunden mitteilt, dass der Laden ab morgen, also im Prinzip ab gleich (wegen Urlaub, logo) geschlossen ist, was seine Aussage uns gegenüber auch nicht unbedingt glaubwürdiger macht. Nun gut, wir fahren weiter, weil wir ja das Abendessen bestellt haben und wissen, dass Denise es überhaupt nicht mag, wenn man zu spät zum Essen kommt.

Kurz vor unserem Ziel ist dann auf einmal die Straße gesperrt und ein Volksauflauf, wie man ihn hier selten sieht. Die kurze Nachfrage beim Mr le Flic ergibt, dass hier heute ein Fahrradrennen stattfindet und „No, messieurs dames“, wir könnten hier jetzt wirklich nicht durch! Und da die Fahrradrennen den Franzosen heilig sind, hilft jetzt auch kein Diskutieren. Wir drehen um und suchen eine andere Route, zum Glück kennen wir uns hier ein wenig aus.

Der Umweg führt uns schließlich an einigen weiteren Sperrungen vorbei, offenbar fahren wir genau in der gleichen Richtung wie das Rennen, wie könnte es auch anders sein. Über kilometerlange Umwege erreichen wir endlich das Ziel und schaffen es in letzter Minute schwitzend an den Esstisch, wo gerade die erste Flasche Cidre geköpft wird.

Um es kurz zu machen: Die Fähre am nächsten Tag haben wir pünktlich erreicht (Erste Durchsage des Kapitäns: „We`ll have a rough sea this night“; wie recht er doch hatte…) und das Auto hat auf der ganzen Reise ca. 4.000 km mit den beiden Rissen in der Scheibe abgespult. Die irischen Straßenmeistereien hatten damals übrigens anscheinend eine Sonderzuwendung bekommen. So oft wie bei dieser Reise haben wir das Schild „Loose chippings“ (= Rollsplitt) noch nie gesehen, und noch nie ist unsere Windschutzscheibe so dermaßen befeuert worden, wie auf dieser Reise.
Aber sie hat durchgehalten!
Life's a long song
But the tune ends too soon for us all
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