wobbe hat geschrieben: Fr Sep 05, 2025 10:55 pmWie war das 76? Hau raus!
Tja, 1976 … das sind ja fast 50 Jahre her, meine direkten Erinnerungen waren schon ein paar Jahre nach dem Konzert verblasst, wurden aber wieder zurechtgerückt durch ein (notgedrungen mies aufgezeichnetes) Konzert-Tape, das mir Michael Veith (der Rock’n’Roll-Himmel habe ihn selig …) Ende der 80er Jahre zur Verfügung gestellt hat.
Im blutjungen Alter von 20 mit 2 Freunden nach München und zur Olympiahalle getingelt, voll großer Erwartung, mein erstes Rockkonzert überhaupt, Tull-Fan seit 1969 und v.a. Aqualung-begeistert, auch TAAB hatte es mir angetan, natürlich auch Stand up, Benefit. This Was hatte ich überhaupt noch nicht zur Kenntnis genommen, auch nicht APP, und War Child war nicht ganz so meins, MG schon eher und TOR, die damals neueste Scheibe hinterließ bei mir eher zwiespältige Gefühle (wobei ich diese bis zum Konzert nur bruchstückhaft hören konnte- waren ja noch LP-Zeiten – für nicht verdienende Jungspunte noch eine große Geldausgabe - und ansonsten war man aufs Radio angewiesen).
Aber was solls, Tull ist Tull – also hin. Einer der beiden Freunde war, wie hier bereits berichtet, ein paar Wochen zuvor beim Who-Konzert und hatte wohl ein ähnliches R’n’R-Gewitter auch bei Tull erwartet. Ian war für mich damals der ausgeflippte, langmähnige, nonkonforme Überflötist.
Entsprechend enttäuscht war ich zunächst, als er ohne Schnickschnack mit Klampfe auf der Bühne erschien und weitgehend emotionslos „This Song is called THICK AS A BRICK“ proklamierte. OK, dachte ich, sehr schön, aber jetzt 45 Minuten lang das Ding anhören? Als die Band einstieg, war ich aber dann hin und weg. Und es waren dann auch nur knappe 15 Minuten. Sehnsüchtig erwartete ich die Aqualungkracher und die Stand Up-Songs, aber erst mal war TOR (der Titelsong) dran und der drückte die Stimmung nicht nur bei mir, sondern auch im Publikum (so weit ich mich erinnere). Dann TO CRY YOU A SONG und ein STAND UP-Medley inkl. seinem furiosen Flute-Solo – da war alles und auch ich wieder in Flamme. Der weitere Verlauf: Eher so dahinplätschernd, weil extrem TOR-lastig, unterbrochen von MG-Titelsong und Beethoven’s 9th Symphony – letzteres erkannte man zwar in jungem Alter nicht so erkannte, war aber darauf vorbereitet, denn im Programm verkündete Ian, dass er großer Beethoven-Fan sei und der, lebte er heute, der größte RocK’n’Roller ever wäre – naja ..
Ian selbst wirkte das ganze Konzert über eher cool und abgehoben, Kommunikation mit dem Publikum gabs kaum, das fand ich auch nicht so prall. Martin Barres Figur damals auffallend aufgedunsen, das sah man sogar von weiter weg – in dieser riesigen Olympiahalle.
Am Ende Mary und Aqualung, das hob die Stimmung enorm, aber nach 90 Minuten war erstmal Schluss – führte zu großer Ratlosigkeit nicht nur bei uns dreien, sondern auch insgesamt. Man wusste ja nicht, dass noch eine halbe Stunde Zugabe folgte!
Und die kam, und was für eine! Da riss es mich dann vom Hocker – erstmal das Martin Barre-Solo, das etwas zu lang geriet, aber dann Wind UP (damals eines meiner Lieblingsstücke), WC und MG-Medley, and then: Loco – bereits bei den ersten Klaviertönen flippte alles aus und als dann das Gitarrengewitter einsetzte, hielt es kaum jemand auf den Stühlen, der andere meiner beiden Begleiter meinte nur fassungslos: „Das ist ja unglaublich!“ Nach dem furiosen Finale mit den Balloons war Schluss und letztendlich herrschte große Zufriedenheit. Nur der Freund, der auch beim Who-Konzert war, war enttäuscht und meinte: „Die Who waren einiges besser.“
Das Konzert gibt’s übrigens als Audio bei You Tube, siehe
https://www.youtube.com/watch?v=1GbAFdFse_U
Habe ich mir aber jetzt nicht noch mal angehört.
So, genug rausgehauen?