das letzte mal, als Roger Waters auf Tour war (2002?), habe ich mir das nicht angetan, waren mir die Tickets auf den guten Plätzen doch schlicht zu teuer (160 Euro). Danach habe ich mir die DVD der Tour zugelegt und die fand ich geil.
Gestern war's mit 100 Euro fast geschenkt und mein Platz in der ersten Reihe des Unterrangs seitlich, also eher vorne, war wirklich exquisit.
"Konzert startet pünktlich um 20.00 Uhr, keine Vorgruppe" stand auf dem Ticket und so war's dann auch fast. Auf der Rückprojektion sah man ein überdimensionales altes Radio, daneben eine Flasche Whisky und einen übervollen Aschenbecher samt qualmender Kippe. Klares "The Wall" Motiv, was sich später in einigen Filmen bestätigte. Eine Hand kam öfters ins Bild, nahm sich nen Whiskey, die Kippe oder drehte am Sender. Es wurden ein paar Rock'n'Roll Klassiker ausgespielt, Abba-Tracks (unter Buhrufen) angespielt und irgendwann ... gings los!
Dunkle Bühne, Schatten in der Mitte, eine bekannte Stimme rief "Eins, Zwei, Drei ..." und dann haute mich das Intro von "In The Flesh" samt dezenter Pyro- und Lichtattacken erstmal weg! Spots wirbelten durch's Publikum und der Mensch, der auf der Leinwand zu sehen war, als Roger sang "there's someone smoking a joint", war irritiert. Bei "are there any queers in the audience tonight?" winkten einige. Ich war einfach fassungslos und hatte Tränen in den Augen - samt dazugehöriger Gänsehaut an Armen und Beinen. Toll, wirklich!
Mit "Mother" ging's weiter und dann kamen auch schon die erwarteten Syd Barrett Huldigungen: "Set The Controls ...", "Shine On You Crazy Diamond", "Wish You Were Here", selbstverständlich alles untermal von perfekt choreographierten Rückprojektionen und Lichteffekten. Ich bin ein Freund von Künstlern, die neues oder ungewöhnliches spielen, aber natürlich erwartete auch ich einen tiefen Griff in die Pink Floyd Klassiker-Kiste, zumal das Konzert ja auch als "plays the Dark Side Of The Moon" angekündigt wurde. Der kam zweifelsohne, aber es gab durchaus unpopulärere Klänge: "The Final Cut", "Fletcher Memorial Home", einen Track, den ich nicht kannte (von RWs Oper?) und einen ganz neuen Song "Leaving Beirut" (oder so ähnlich), dessen (wahre) Geschichte auf der Leinwand in einem Comic während des Songs erzählt wurde.
Das fliegende Schwein fehlte ebensowenig wie ein schwebender Astronaut. "Sheep" war ein klasse Finale des ersten Teils, nachdem Roger dann ankündigte, "we'll play the Dark Side Of The Moon after a 15 minutes break".
Das passierte dann auch. Eine fantastische Band spielte sich durch dieses Meisterwerk und selbst wenn Gilmours Stimme dann und wann ein wenig fehlte (Gitarrist und Keyboarder teilten sich die Vocals meist), war es gewaltig. Höhepunkt "The Great Gig In The Sky". Die Dame, die da trällern durfte, hat ihr Gesangsabitur bestanden!
Der Zugabenblock war dann schön ausführlich. "The Happiest Days Of Our Lives" folgte das unvermeidliche "Another Brick In The Wall". Die Halle stand natürlich und auch noch bei "Vera" und "Bring The Boys Back Home" (Weltklasse!). Beim Absacker "Comfortably Numb" sowieso.
Fazit: wirklich tolles Konzert. Feine Licht- und Effektshow, trotzdem nicht überladen. Sehr guter (Surround)Sound, zumindest für so ne fette Halle. Insgesamt war's das viele Geld locker Wert, eines der richtigen guten Konzerte, die ich in den letzten Jahrzehnten gesehen habe - ging immerhin auch gute 2,5 Stunden lang

cheers,
Laufi