Hallo
Ich möchte doch das Gesagte von Ralph Weber nicht in den Weiten des Forums verschwinden lassen, ohne darauf Stellung genommen zu haben.
Um es vorweg zu nehmen, mir fehlt sicherlich die Tull-Erfahrung, um hier mitzureden; ich bin keineswegs Konzertgänger seit 1971 (
), noch irgendwie Tull-Experte, sondern ein junger (das Alter sei mal dahingestellt
), aber nichtsdestotrotz ein "guter", bewundernder Tullfan; ich kann nicht mal mitreden, wenn ihr über die 2002er Tour sprecht (das muss mal geklärt sein).
Gerade deshalb habe ich immer Freude, wenn ich irgendeine Darstellung von Ians Schaffen zu Sehen und zu Hören kriege (mit dem Bewusstsein, jedes Konzert so zu geniessen, als sei es das letzte - des Meisters Alter im Hinterkopf).
Um mich mal nicht falsch zu verstehen, ich besitze fast alle Platten von JethroTull und kenne fast alle Stücke; ich war anfangs selbst nicht seeehr begeistert von der Orchestral-CD, aber umso hingerissener vom Konzert in Zürich am 17.12.2005 (meinem Geburtstag
). Auch wenn das Orchester nur im Hintergrund steht, auch wenn da hauptsächlich Tull-Stücke im Tull-Stil gespielt werden, auch wenn das Ganze nach Tull klingt, da war für mich eine Stimmung in der Luft (durch das Orchester und -!- Lucia erzeugt), die noch immer unbeschreiblich ist. Stücke wie Budapest, Thick as a Brick, der Mittelteil von Aqualung gewannen für mich sooo viel durch das Orchester, auch wenn dieses nur teilweise schwach zu Geltung kommt. Niemand behauptet hier, Klassik zu spielen - aber Orchester ist schon lange ein Bestandteil von Rockgruppen geworden, zu denen nun mal auch Tull und Ians Rubbing Elbows gehören.
Nach bald 40 Jahren Blues-Jazz-Rock-Metal-Folk-was-auch-immer-Tull gefällt es mir sehr gut, dass sich Ian auch anderen Bereichen hingibt. Die Orchestral-CD ist sicherlich nicht meine Lieblingsplatte, aber was Ian aus dem Live-Auftritt gemacht hat, finde ich hier nebst aller Kritik als wahnsinnig, als fantastisch. Dabei stört es mich überhaupt nicht, dass der RubbingElbows-Ian derselbe ist wie der Tull-Ian - also mit aller Bühnenkomik. Ebenso schön finde ich die Unterstützung von Gastmusikern (Lucia) oder das Übernehmen von alten Rockklassikern (hier Kashmir), die durch sein geniales Flötenspiel wieder in neuem Glanz erstrahlen.
Wie gesagt, ich kann mit euch nicht über die "guten alten Zeiten" reden, aber als junger Tullfan finde ich das heutige Tull, der heutige Ian besser als je zuvor - weil er nicht immer derselbe geblieben ist sonder auch mal "seine Zeit verschwendet" und sich neuen Sachen hingibt.
Meine Meinung, schön, dass es nicht die einzige ist...